Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Vorschubleistung von Deserteuren.

Wiener Allgemeine Zeitung, 9. September 1918, Seite 3
Transkription: Michael Strasser

Eine Gesellschaft von Hehlern und Genossen der gefährlichen Deserteure und Einbrecher Breitwieser, Kucera und Kopetzky hatte sich vor einem Erkenntnissenat unter Vorsitz des Oberlandesgerichtsrates Dr. Prettenhofer wegen Diebstahlsteilnehmung und Vorschubleistung zur Desertion zu verantworten. Der Steinmetzmeister Alois Buresch und seine Frau Anna Buresch hatten drei Wochen hindurch dem jetzt wegen Mordes in militärpolizeilicher Untersuchung befindlichen Johann Breitwieser sowie seinen genossen Leopold Kucera mit ihren beiden Geliebten Unterstand gewährt und als Mieter für eine Kammer wöchentlich 170 Kronen verlangt. In dieser Zeit hatten Breitwieser und Kucera einen Einbruch bei der Firma Karpel verübt und Seidenstoffe im Werte von 120.000 Kronen sowie 3654 Kronen Bargeld geraubt. Alois Buresch fuhr mit deinem großen Teil der gestohlenen Waren nach Trebitsch und verkaufte sie dort um 4578 Kronen. Als er von der Reise zurückkam, war gerade die Polizei in seiner Wohnung, und er steckte das Geld sowie den Rest der nichtverkauften Seide seiner Frau zu, die alles zur Schneiderin Emma Schöny brachte, wo Geld und Seide später gefunden wurden. Die Hilfsarbeiterin Ida Simenc hat im Jänner dieses Jahres die Einbrecher Wenzel Kopetzky und Leopold Kucera in ihrer Wohnung verborgen gehalten und Wertsachen, insbesondere Treibriemen, die von Einbrüchen herrührten, verhandelt. Die Mechanikersgattin Paula Radenitsch war gleichfalls mit Breitwieser bekannt und hat ihm im November vorigen Jahres, nachdem er aus dem Militärarrest ausgebrochen, für eine Nacht beherbergt, obwohl ihr bekannt war, daß er seit langem von der Militärbehörde verfolgt werde. Auch die Hilfsarbeiterin Marie Engel hat den Deserteur Wenzel Kopetzky längere Zeit unangemeldet bei sich wohnen lassen und für ihn gestohlene Waren verhandelt.

Die Angeklagten gaben zu ihrer Verantwortung im wesentlichen an, sie hätten nicht gewußt, daß ihre Mieter Militärflüchtlinge und Einbrecher seien, auch sie ihnen nicht bekannt gewesen, daß die in ihre Wohnungen gebrachten Sachen von Diebstählen herrührten. Der Gerichtshof verurteilte auf Grund der Beweisergebnisse Alois Buresch zu zwei Jahren, Anna Buresch zu achtzehn Monaten, Ida Simenc zu fünfzehn Monaten, Marie Engel zu neun Monaten schweren Kerkers und Paula Radenitsch zu sechs Wochen einfachen Kerkers. Emmy Schöny wurde freigesprochen. Gegen drei Angeklagte, die Sachen verhehlt haben sollen, wurde das Verfahren ausgeschieden.

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