Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Hausbesitzer Breitwieser.

Reichspost, 2. April 1919, Seite 5
Transkription: Michael Strasser

Ein Schwerberbrecher, einer, dessen Namensnennung allein schon furcht und Abscheu bedeutete, ein Ein- und Ausbrecher ohne Beispiel, ein wahres Scheusal unter den Verbrechern, der, so oft er sich verfolgt sah, in einem Anfall von Blutrausch die Polizisten als seine Zielscheibe benützte und Schnellfeuer auf sie zu eröffnen pflegte, ist der von ihm tödlich gehaßten Polizei in die Hände gefallen; aber es ist fraglich, ob er noch Gelegenheit finden wird, sich vor dem Tribunal zu verantworten; denn schwer verletzt liegt er im Gerichtsspitale. Die Kugeln, die er den Polizisten angedroht hatte, richteten sich gegen ihn selbst und von drei Schüssen schwer verletzt brach er zusammen. Aber nicht bei irgendeinem neuen Einbruch wurde er erwischt, nein, als - friedlicher Hausbesitzer, der gerade sein Fahrrad putzte.

Bitterer Hohn lacht aus diesem Ereignis. Vor ein paaar Jahren plagten sich die Leute ihr Leben lang, um im eigenen Heim ihren Lebensabend beschließen zu können. Heute werden Einbrecher und Schwerverbrecher zu - Hausbesitzern. Wie ja in diesen Tagen des Umsturzes so ziemlich alles auf den Kopf gestellt wurde und unlautere Elemente mehr wie genug sich bereichert oder in den Besitz von Macht gebracht haben. Ein Glück, daß unrecht Gut auch in dieser Zeit nicht gut tut und so ziemlich jedes Verbrechen über kurz oder lang seine Sühne findet.

Johann Breitwieser, der „Schinderhannes“ oder „Räuberhauptmann von Wien“ liegt schwer verletzt im Gerichtsspitale. Noch Sonntag abend genügte der Ruf eines Markthelfers in einem Neubauer Gasthof, „Breitwieser und Kucera sind im Lokal!“, um die ganzen Gäste einzuschüchtern und in Panik zu versetzen; heute ist auch dieser Spuk vorüber, Bevölkerung und Polizei atmen auf, als ob ihnen ein Alp von der Brust genommen wäre...

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