Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Kutschera und Breitwieser.

Reichspost, 28. Jänner 1918, Seite 4
Transkription: Otto Kromer

Man sollte es kaum glauben, dass es der Polizei bisher noch immer nicht möglich war, dieser beiden berüchtigten Plattenbrüder, die, so oft sie erblickt werden, ihre Schußwaffen gebrauchen, habhaft zu werden. Die Schuld daran liegt sicherlich nicht an der Polizei, sondern an der sträflichen Bereitwilligkeit allerhand Gesindels beiderlei Geschlechts, beiden Verbrechern Unterschlupf zu gewähren. Bedauerlich ist diese Art des Auflebens einer Art Patko-Pischta-Bakoynerromantik in einer Zweimillionenstadt. Der Materialschaden allein, welchen diese zwei Verbrecher auf dem Gewissen haben, beträgt über 150.000 Kronen. Dazu kommt die Gefährlichkeit dieser Strolche. Am vergangenen Samstag, um etwa ¾ 9 Uhr abends, begegnete der Sicherheitswachmann Ferdinand Salomon in der verlängerten Niederhofstraße in Meidling vier jungen Männern. Kaum hatten sie ihn erblickt, als sie ihm höhnisch zuriefen: „Wachter, geh weg!“ Zu gleicher Zeit hatte einer der Strolche einen Revolver gezogen und dreimal auf den Wachmann gefeuert, glücklicherweise ohne ihn zu treffen. Wie festgestellt wurde, ist der Strolch, der den Wachmann niederschießen wollte, der 25jährige Plattenbruder Leopold Kutschera, der am 25.Oktober v.J. auf dem Zentralviehmarkt den Markthelfer Josef Grill erschießen wollte, dann auf den ihn verfolgenden Sicherheitswachinspektor Johann Barecka fünfmal schoß und entkam. Auf der Schmelz hatte er bei einer Begegnung auf seine Verfolger geschossen. Am 14. November v.J. schließlich doch verhaftet, ist er am 30. Dezember v.J. wieder entkommen. Er ist ein Bruder des Eisengießers Karl Kutschera, der am 14. Oktober v.J. in Mauer den Einbrecher Josef Zoukal erschossen hat und am 27.Oktober v.J. verhaftet worden ist. Bei der Begegnung am Samstag abend befand sich in seiner Gesellschaft der Bruder Josef Kutschera. Dann wurde in dem dritten Strolch der berüchtigte Einbrecher Johann Breitwieser erkannt. Dieser hat bekanntlich am 27. September v.J. im Hotel Bauer in der Graumanngasse auf zwei Polizeiagenten mehrmals geschossen. Jetzt arbeiten Kutschera und Breitwieser zusammen.

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