Zur Verhaftung des Verbrechers Breitwieser.
Transkription: Michael Menedetter
Der heute festgenommene berüchtigte Johann Breitwieser, ein sehr gefährlicher Genosse der gleichfalls schon verhafteten Verbrecher Kucera und Kopecky, ist ein gebürtiger Wiener und 27 Jahre alt. In früher Jugend schon geriet er auf Abwege und groß ist das Register seiner Straftaten. Als man ihn nach langem Suchen einmal fand, wußte er geschickt Geisteskrankheit zu heucheln und erreichte seine Abgabe in die Anstalt am Steinhof, von wo er am 17. Juli v. J. entwich. In acht Wochen seiner Freiheit verübte er mit seiner Diebsgesellschaft viele Einbrüche, und als ihn Ende August Polizeiagenten in einem Vorortehotel ausfindig machten, gab er Revolverschüsse ab und entkam. Einige Tage danach wurde er wieder auf der Straße betreten und nach gewalttätiger Gegenwehr verhaftet. Die Schadenshöhe der Einbrüche, derentwegen beim Landesgerichte die Untersuchung geführt wurde, betrug damals schon 150.000 K. Im November ist Breitwieser entsprungen und seither konnte er, wiewohl oft gesehen, nicht verhaftet werden. Am 13. Januar traf er in der Hohenberggasse in Meidling mit einer Militärpatrouille zusammen und entzog sich nach einem Revolverkampfe abermals der Festnahme. Am 20. Januar gab er drei Schüsse gegen den Sicherheitswachmann Salamon ab, der ihn in der Niederhofstraße festnehmen wollte. Am 8. Februar hatte die Polizei wieder eine Begegnung mit dem gefährlichen Verbrecher, als er in der Mollardgasse 76 bei einem Mechaniker ein zur Reparatur übergebenes Motorrad abholen wollte. Man hatte erfahren, daß Breitwieser dort ein Rad stehen habe und ein Polizeiagent hatte die Verkleidung eines Gehilfen des Mechanikers gewählt, während eine Anzahl anderer in der Umgebung postiert war; Breitwieser hatte auf den ersten Blick die Falle erkannt und seinen Revolver gezogen. Er gab mehr als zwanzig Schüsse gegen die Polizeiagenten ab und entkam abermals. Durch einen der Schüsse wurde der Polizeiagent Gunnacker ernst verletzt. Einige Tage später vollführte Breitwieser in einem hiesigen Geschäftshause einen Einbruch mit beträchtlicher Beute. Durch die auf dem Tatorte gefundenen Fingerspuren wurde er als der Täter erkannt. Zuletzt wurde Breitwieser am 26. v. M. in der Marxergasse gesehen. Auch damals gab er gegen seine Verfolger eine Anzahl Schüsse ab und entkam. In der abgelaufenen Woche gab es wieder aufsehenerregende Szenen durch die falsche Meldung, man habe Breitwieser gesehen, doch lief die Sache nicht so schlimm ab, wie der verhängnisvolle Irrtum im Cafe Fleischhacker in der Praterstraße, wo unbeteiligte Gäste angeschossen wurden. Man vermutete den gesuchten Verbrecher in einem Hause in der Alleegasse, das umstellt und bewacht wurde, bis der Irrtum sich aufklärte. Nun ist es doch geglückt, den höchst eigentumsund lebensgefährlichen Gesellen festzunehmen, und er wird unter besonderen Vorsichtsmaßregeln in sicherem Gewahrsam gehalten.