Der Revolverkampf mit Einbrechern.
Transkription: Michael Menedetter
Es wurde berichtet, daß am 24. d., abends, ein höchst bedenklicher Mann unter aufsehenerregenden Umständen verfolgt und verhaftet wurde. Der Verdächtige, der die Uniform eines Zugsführers trug, trat, in jeder Hand eine Browningpistole haltend, aus einem Gasthaus heraus, feuerte auf die Wache, durchlief, indem er auf der Flucht 20 Schüsse abgab, 14 Straßenzüge und konnte erst in der Humboldtstraße festgenommen werden. Dort trat ihm Militärpolizei entgegen, und die verfolgende Wache, die bisher wegen der Gefährdung Unbeteiligter nicht schießen konnte, feuerte hier und traf den Flüchtenden ins Bein. Der Mann, der ins Inquisitenspital des Landesgerichts gebracht wurde, hatte bei seinem Verhör auf der Wachstube angegeben, er heiße Leopold Berghofer, sei zu Wien geboren, 25 Jahre alt und Deserteur. Es wurde aber durch sofortige Nachforschungen in kurzer Zeit festgestellt, daß er der gesuchte Einbrecher Leopold Kucera ist. Zwei Stunden danach gelang es, einen seiner Komplicen, den ebenso berüchtigten Einbrecher Kopetzky, zu ergreifen. Polizeiagenten, die auf seine Spur kamen, holten von der Wachstube in der Kriehubergasse Assistenz und begaben sich mit einem Korporal der Militärpolizei in das Lokal, wo sie den Verfolgten vermuteten, ins Gasthaus Schramm, Wiedner Hauptstraße 96. Mannschaften der Wachstuben in der Kriehubergasse und Fendigasse hatten die Eingänge besetzt und bewachten die umliegenden Straßen, um der Wiederholung gewalttätiger Szenen, wie sie sich bei der Festnahme Kuceras abspielten, vorzubeugen. Wenzel Kopetzky wurde von den eintretenden Amtsorganen überrascht. Wohl versuchte er, seiner Anhaltung sich heftig zu widersetzen, war aber bald überwältigt und wurde gefesselt abeskortiert. Als man ihn auf der Wachstube durchsuchte, fand man außer einer geladenen Browningpistole einen Barbetrag von 5807 K. bei ihm. Kopetzky, der, wie bemerkt, ein verwegener Einbrecher ist, stammt aus Wien, ist 30 Jahre alt, wiederholt bestraft, zuletzt mit neun Jahren schweren Kerkers, und ist aus der Strafanstalt Pilsen entsprungen. Ein dritter sehr gefährlicher Genosse, der Einbrecher Johann Breitwieser, ein 27jähriger Hilfsarbeiter, ist flüchtig und wird energisch verfolgt. Kucera ist heute aus dem Inquisitenspital abgeholt und in Militärhaft übernommen worden.