Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Drei Unschuldige von Polizeiorganen durch Revolverschüsse verletzt.

Linzer Volksblatt, 3. April 1918, Seite 6
Transkription: Michael Menedetter

Seit einiger Zeit sucht die Wiener Polizei, wie es scheint nicht ohne gewisse Nervosität, nach dem berüchtigten Einbrecher Breitwieser. Vergangenen Samstag wurde der Polizei gemeldet, der lang Gesuchte sitze in Gesellschaft zweier Männer im Kaffeehause Fleischhacker in der Praterstraße 47. Nachdem eine Abordnung der Sicherheitswache den angeblichen Einbrecher als den gesuchten Breitwieser agnosziert hatte, betrat eine stärkere Patrouille das Lokal und forderte die drei Verdächtigen mit dem Rufe „Hände hoch!“ auf, sich zu ergeben. Die drei Männer, ein reichsdeutscher Soldat, der vermeintliche Breitwieser, ein österreichischer Soldat und ein Zivilist, waren über diese unvermutete Aufforderung derart verwirrt, daß sie, die Folgen ihres Verhaltens nicht bedenkend, die Hände unter den Tisch oder in die Taschen steckten. Dies rief in den Polizeiorganen die Meinung hervor, daß die drei an einem Widerstand unter Anwendung von Waffen planten, und machten von ihren Revolvern Gebrauch. Sie verletzten den reichsdeutschen Soldaten am rechten Ohr und an der Brust, den österreichischen Soldaten schwer im Unterleib und den Zivilisten leicht am linken Unterarm. Nachdem die drei Verdächtigen wehrlos gemacht worden waren, stellte sich heraus, daß sie mit dem gesuchten Breitwieser und dessen Konsorten nicht das mindeste zu tun hatten und ein verhängnisvoller Irrtum vorlag. Der reichsdeutsche Soldat legitimierte sich als der Obergefreite Johann Grübler, zugeteilt der Fliegerabteilung in Fischamend, der österreichische Soldat als der Infanterist im Regimente Hoch- und Deutschmeister Josef Rosenfeld und der Zivilist als der 53jährige Agent Wilhelm Singer, Prater, Ausstellungsstraße 15, wohnhaft. Die beiden Soldaten wurden ins Garnisonsspital überführt, der Zivilist konnte sich nach Anlegung eines Verbandes selbst in seine Wohnung begeben.

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