Ein angeschossener Polizeiagent.
Transkription: Michael Strasser
Bei einer Begegnung mit dem berüchtigten Ein- und Ausbrecher Johann Breitwieser ist gestern abends wieder ein Polizeiagent angeschossen und schwer verletzt worden.
Gestern abends kam eine Streifpatrouille in das Gasthaus Mollardgasse 67, wo Breitwieser weilte. Tatsächlich weilte Breitwieser im Gasthause. Er zog seinen immer bereit gehaltenen Revolver und feuerte drei Schüsse ab. Eine Kugel traf den 34jährigen Polizeiagenten Josef Gunacker, 12. Bezirk, Sieberthgasse 37, wohnhaft, am rechten Oberarm und verletzte ihn schwer. Breitwieser hielt mit dem Revolver seine Verfolger in Schach und entkam auf die Straße. Trotz eifrigster Verfolgung entkam er, angeblich in das Wienflußbett.
Breitwieser, ein Markthelfer und Freund des berüchtigten Verbrecherpaares Kutschera, ist am 17. Juli 1917 v. J. aus Steinhof entsprungen. Seither hatte er wiederholt Begegnungen mit Polizeiorganen, und jedesmal hat es einen harten Kampf mit dem Mann abgesetzt, bei dem Breitwieser von der Waffe Gebrauch machte. Am 27. September v. J. schoß er im Hotel Bauer in der Graumanngasse von dem Polizeiagenteninspektor Bolt und auf den Wachmann Fiala mehrmals, ohne sie zu treffen. Am 26. Oktober v. J. wurde er in der Hollergasse verhaftet. Man wies ihm und seinen Spießgesellen eine große Anzahl Einbrüche mit einem 100.0000 Kronen weit übersteigenden Schaden nach. Am 25. November entsprang er. Am 26. Jänner l. J. schoß er bei einer Begegnung auf den Sicherheitswachmann Ferdinand Salaman. Am 13. Februar hielt ihn und einen zweiten Verbrecher (wahrscheinlich den wegen Mordes verfolgten Leopold Kutschera), der Zugsführer der Militärpolizeiabteilung in Meidling Ernst Pfaff am Abend in der Hohenberggasse an. Einer der beiden gab auf Pfaff zwei Revolverschüsse ab, ohne ihn zu treffen. Breitwieser und sein Begleiter enkamen damals wieder.