Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Ein Genosse Breitwiesers verhaftet.

Deutsches Volksblatt, 13. Februar 1919, Seite 13
Transkription: Michael Strasser

Unter höchst aufregenden Umständen ist gestern abends in Favoriten ein Genosse und inniger Freund des berüchtigten Kasseneinbrechers Johann Breitwieser, der 30jährige Fiakerkutscher Karl Misela, nachdem er durch einen Schuß verwundet worden war, verhaftet worden. Misela ist selbst ein eifrig gesuchter Schwerverbrecher, der drei Totschläge auf dem Gewissen hat. Als gestern abends in der Umgebung der in der Trostgasse eingestürzten Baracken noch große Aufregung herrschte tat ein Mann aus der Menge eine Äußerung, die die Tätigkeit der Wache und der Volkswehr beleidigend herabsetzte. Der Rayonposten Wachmann Wittmann hielt ihm das Ungebührliche der Äußerung vor. Der Mann erwiderte damit, daß er einen Revolver zog und aus kurzer Entfernung auf den Wachmann einen Schuß abgab. Wittmann hatte die Geistesgegenwart, sich zu ducken, so daß die Kugel bloß seinen Mantel an der Schulter durchlöcherte, er selbst aber unverletzt blieb und den Attentäter, der eiligst davonlief, verfolgen konnte. Die Jagd ging unter riesigem Aufsehen durch die Karmarsch- und Fernkorngasse. Der Flüchtige schoß wiederholt und gefährdete die Passanten im höchsten Grade. Auch der Wachmann gab einen Schuß ab, der traf. Der Verfolgte stürzte zu Boden, konnte sich aber wieder aufraffen und weiterlaufen. Ein Stadtschutzmann schloß sich der Verfolgung an und gab auf den Flüchtigen ebenfalls einen Schuß ab. Auch dieser traf. Wieder brach der Mann zusammen, um sich nochmals aufzuraffen und weiterzustürmen. Bei der Sonnwendschule endlich wurde er eingeholt und zunächst in die Schule gebracht und dort verbunden. Die Rettungsgesellschaft stellte einen Durchschuß der Weichteile des rechten Oberschenkels fest und brachte den Verletzten zum Kommissariat Favoriten. Dort wurde er als der 30jährige Fiaker Karl Misela erkannt. Misela ist ein berüchtigter Einbrecher

Am 2. Oktober 1917 hat er den Unterjäger Tichy der Radfahrerersatzkompagnie vor einem Gasthause grundlos erstochen. Er wurde verhafte, wobei ihm nachgewiesen wurde. daß er einen Einbruch mit dem Totschläger Johann Eisen in der Fabrik von Derber, Döblergasse 4, mit 80.000 K. Schaden verübt hat. Er konnte später entspringen und hat am 5. Dezember v. J., nach einer Hasardpartie in einem Gasthause auf der Landstraße, einen Spieler erstochen, weil dieser es nicht dulden wollte, daß Misela seine Hand auf die Bank, in der 400 K. waren, lege. Abermals verhaftet, gelang es ihm wieder zu entspringen.

Misela wurde in das Inquisitenspital überführt. Auf dem Wege dahin fragte er, ob man sich denn auch den Mann, der in seiner Gesellschaft war, genau angesehen habe. Er war der „Schani“; der werde ihn schon rächen. Mit dem „Schani“ meinte er Breitwieser. Da man Breitwieser in Favoriten vermutet, sind alle Maßnahmen getroffen, um seiner habhaft zu werden. Im Inquisitenspital stellte sich heraus, daß Miselas Wunde nicht schwer ist.

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