Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Verhaftung des Einbrechers Breitwieser.

Deutsches Volksblatt, 7. April 1918, Seite 7
Transkription: Michael Menedetter

Gestern vormittags ist es endlich gelungen, den seit längerer Zeit gesuchten gefährlichen Einbrecher Johann Breitwieser auf der Schmelz zu verhaften, nachdem die Polizeidirektion zuletzt eine Belohnung von tausend Kronen auf seine Ermittlung ausgesetzt hatte. Gegen 1/2 10 Uhr vormittags bemerkten ein Polizeiagent und ein Korporal der Militärpolizei den Verfolgten, als dieser das Haus in der Dreyhausenstraße 40 verließ. Es ist dies das elbe Haus, in welchem auch der zum Tode verurteilte und entsprungene Einbrecher König, der vorgestern verhaftet wurde, sich aufgehalten hatte. In diesem Hause hatten ferner die Mitschuldigen Breitwiesers Wessely und Kerschbaumer ihrerzeit Unterstand gehabt.

Der Polizeiagent und der Korporal der Militärpolizei machten sich sofort an die Verfolgung; Breitwieser, der das bemerkte, zog einen Revolver und gab mehrere Schüsse gegen die beiden Wachorgane sowie auch gegen einen Inspektor der Sicherheitswache ab, der sich der Verfolgung anschloß. Nun begann eine wilde Jagd nach dem Verfolgten, der glücklicherweise ohne zu treffen immerfort nach rückwärts schoß, während auch die Verfolger von ihren Schußwaffen Gebrauch machten und ihm Schüsse nachsendeten, ebenfalls ohne ihn zu treffen. Eine große Menschenmenge schloß sich an; in wilder Flucht ging es durch mehrere Straßenzüge, an der Gummifabrik der Semperitwerke vorbei, der Schmelz zu, über Felder und Wiesen, die Polizisten dem Fliehenden immer hart auf der Ferse. Breitwieser blieb einen Augenblick wie erschöpft stehen und schon glaubten die Verfolger seiner habhaft zu werden, als er neuerdings, tief Atem schöpfend, die Flucht in regellosem Zickzack über die Schmelz begann, indem er noch ungefähr zwanzig Schüsse aus zwei Revolvern, die er bei sich hatte, abgab. Dann eilte er in die Richtung des Erzherzog Rainer-Spitals weiter. Hier konnte er endlich nächst der Totenkammer des Spitals vor Erschöpfung nicht weiter. Man sah, wie ihm der Atem ausging, wie er zu taumeln begann und plötzlich zu Boden stürtzte. Noch suchte er sich mit Händen und Füßen zu wehren, bis er endlich überwältigt und zum Kommissariate Rudolfsheim in der Tannengasse gebracht wurde. Von dort wurde er in einem eigenen Zellenwagen in das Polizeigefangenenhaus auf der Elisabethpromenade gebracht und hier dem Vorstande des Sicherheitsbureaus Polizeirat Dr. Schulz vorgeführt. Unter sicherer Bedeckung und besonderen Vorsichtsmaßregeln wurde er sodann in einer eigenen Zelle des Gefangenenhauses untergebracht und besondere Maßnahmen getroffen, um ein abermaliges Entweichen hinanzuhalten. Nach Abschluß der Erhebungen wird Breitwieser dem Garnisonsarreste eingeliefert werden.

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