Breitwiesers Glück und Ende.
Transkription: Michael Strasser
Johann Breitwiesr verdient in den Annalen der Wiener Polizeigeschichte einen besonderen Platz. Einbrecher von solcher Entschlußkraft in Ausführung des Verbrechens, haben der Sicherheitsbehörde selten zu schaffen gemacht. Seine Festnahme erfolgte nach einem regelrechten Feuergefecht, in dem der Bandit die tödliche Verletzung erhielt, die seiner Verbrecherlaufbahn ein Ende machte. Mit der Schußwaffe war er gleich bei der Hand, es gelang ihm auch einige Male durch Verwundung der Polizeiorane zu entkommen. Selbst hinter Schloß und Riegel gesetzt, war die Polizei seiner werten Person nicht sicher, die selige, fröhliche Weihnachtszeit wollte er im Kreise seiner Angehörigen verbringen und entsagte der Gastfreundschaft des Landesgerichtes. Seither war es still von ihm geworden. Die Polizei wollte zwar an der Arbeit verschiedener großer Einbrüche seine Meisterschaft erkennen, wo sie aber den Meister suchen sollte, wußte sie nicht. Breitwieser hatte der undankbaren Vaterstadt den Rücken gekehrt und sich auf die Länder zurückgezogen. Dort lebte er eifrigem Studium, das ihn zu den höchsten Höhen seiner Kunst emportragen sollte. Mit Kleinigkeiten gab er sich nicht ab. Er plante einen Einbruch, der ihm Millionen einbringen sollte und wartete bloß das Ende der Banknotenabstempelung ab, um keine wertlosen Scheine zu erwischen. Nach Vollendung dieser Tat hätte er sich wohl zur Ruhe gesetzt. Sein beschauliches Leben in seiner Villa zu St. Andrä-Wördern, ist der Anklang dazu gewesen. Auch für einen gewissen Komfort hat der Breitwieser Schani Sinn gehabt. Sein Wohnzimmer war mit Mahagonimöbeln ausgestattet, das Schlafzimmer in Eschenholz gehalten. Seine reichhaltige Bibliothek bestand aus fachtechnischen Werken über Maschinenbau und Eisenkonstruktion. Seine Werkstätte im Keller barg eine Menge sinnreicher Einbruchswerkzeuge, die er größtenteils selbst konstruiert. Drehbänke, Schraubstöce, Feldschmiede und ein vollständiger autogener Schweißapparat wiesen auf verständnisvolle Arbeit hin. Die Villa selbst, die Wohnungs- und Werkstätteneinrichtung haben Tausende von Kronen gekostet. Kein Wunder, daß von der Beute aus dem Einbruch in Hirtenberg, die 140.000 Kronen betragen haben mochte, nur noch 15.000 Kronen übrig waren. Auch schlecht gelebt haben die Leute nicht. Sie zahlten bar und gut und waren deshalb nicht auf die behördlichen Rationen angewiesen. Es muß eine Idylle in St. Andrä-Wördern gewesen sein, bis sie der Eingriff der Polizei gestört und dem Glück Breitwiesers ein Ende bereitet.
Wenn auch der Verbrecher selbst durch die bei seiner Verhaftung erlittene Verwundung den Tod fand, seine Mitschuldigen sind auch gefährliche Individuen, welche im Interesse der öffentlichen Sicherheit unschädlich gemacht werden müssen. Einzig die Geliebte Breitwiesers, die siebzehnjährige Anna Maxian, kann auf menschliche Teilnahme Anspruch erheben, da sie anscheinend einem Zwange unterlag.