Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Das Sündenregister des Einbrechers Johann Breitwieser und seiner Bande.

Arbeiterzeitung, 21. April 1918, Seite 6
Transkription: Michael Menedetter

Wie berichtet, ist der gefährliche Einbrecher Johann Breitwieser, der so oft entsprungen ist und bei allen Begegnungen mit Wache und Militärpolizei geschossen hat und auf dessen Kopf eine Belohnung von 1000 Kronen ausgesetzt war, am 6. d. auch nach einem Revolverkampf auf der Schmelz unschädlich gemacht worden. Breitwieser, der 27 Jahre alt, von Beruf Hilfsarbeiter und jetzt zum Schützenregiment Nr. 1 eingerückt ist, war am 20. Oktober 1917 wegen mehrerer großer Kassen- und Geschäftseinbrüche dem Garnisonsarrest eingeliefert worden. Am 24. November 1917 gelang es ihm, zu entspringen. Breitwieser hatte eine ganze Bande gefährlicher Verbrecher um sich versammelt, die auch bei Zusammentreffen mit der Wache geschossen haben, so der 21jährige Leopold Kucera, der auch als Infanterist eingerückt ist, und der 36jährige Wenzel Kopecky, der auch Infanterist war und aus der Strafanstalt Pilsen, wo er neun Jahre zu verbüßen hatte, entsprungen ist. Kucera war im Dezember vorigen Jahres wegen Mordes und Desertion dem Garnisonsgericht eingeliefert worden, ist aber am 26. Jänner d. J. von dort entsprungen. Kopetzky und Kucera haben sich dann in Wien herumgetrieben. Zunächst war es gelungen, am 24. März den Leopold Kecera im Gasthause Koci, Gudrunstraße Nr. 184 auszuforschen und nach einem hitzigen Feuerkampf festzunehmen. Kucera hat zwanzig Revolverschüsse auf seine Verfolger abgegeben, ohne jemanden zu verletzen. Er hatte 5708 Kronen bei sich. Kucera bekam zwei Schüsse in den rechten Unterschenkel und wurde ins Garnisonsspital gebracht. Am selben Tag wurde auch Kopetzky im Gasthause Schramm in der Wiedner Hauptstraße Nr. 116 verhaftet. Auch er war im Besitz eines größeren Geldbetrages und eines geladenen Revolver. Ein Mitglied der Bande war auch der 31jährige Rudolf König, der auch als Infanterist zum Infanterieregiment Nr. 93 eingerückt ist. Ihm war es am 12. Februar d. J. gelungen, aus dem Garnisonsarrest zu entspringen. Der gewalttätige Einbrecher wurde in Fünfhaus nach einem erbitterten Revolverkampf verhaftet, nachdem er durch einen Schuß am linken Oberschenkel verletzt worden war. Bei ihm fand man außer einem geladenen Revolver einige hundert Kronen und Einbruchswerkzeuge. Am 6. d. ist es gelungen, das Haupt der Bande, Breitwieser in Fünfhaus ebenfalls nach einem Revolverkampf zu verhaften. Breitwieser gab auch mehrere Schüsse gegen seine Verfolger ab. Die Bande wurde überwiesen, seit Mitte Jänner laufenden Jahres bei nicht weniger als zwölf Kassen- und Geschäftseinbrüchen beteiligt gewesen zu sein, außerdem hat sie einen Kasseneinbruch in Eger mit einer Schadenssumme von 250.000 Kronen verübt. Als weiteres Mitglied der Bande des Breitwieser wurde der wiederholt abgestrafte Moritz Kerschbaum, derzeit Schütze des Schützenregiments Nr. 1, der am 5. Februar d. J. aus der Militärstrafanstalt Möllersdorf entsprungen ist, sowie die wiederholt abgestraften Einbrecher Leopold Bacak, 54 Jahre alt, Schlossergehilfe, Franz Switak, 35 Jahre alt, Kutscher, und der auch als Deserteur gesuchte 39jährige Monteur Franz Wessely, derzeit Infanterist des Landsturminfanterieregiments Nr. 1, festgenommen. Die Bande hatte aber auch zahlreiche Helfer, und es wurden wegen Diebstahlsteilnehmung achtunddreißig Personen, unter ihnen zwölf Frauen und Mädchen, verhaftet. Die Frauen, die der Bande angehörten, sind die Geliebten der einzelnen Einbrecher. Bei mehreren der Angehaltenen wurden größere und kleinere Geldbeträge, insgesamt rund 30.000 Kronen, dann aber auch Juwelen, Silbergegenstände und andere von den Einbrüchen herrührende Wertsachen im Betrag von vielen tausenden Kronen beschlagnahmt. Von den Verhafteten sind elf dem Garnosonsarrest, vierzehn dem Landesgericht eingeliefert worden, dreizehn wurden der Staatsanwaltschaft angezeigt, aber auf freiem Fuß belassen.

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