Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Die Verhaftung des Einbrechers Breitwieser.

Arbeiterzeitung, 8. April 1918, Seite 3
Transkription: Michael Menedetter

Wie berichtet, ist am Samstag vormittag der berüchtigte Einbrecher Johann Breitwieser auf der Schmelz nach einem aufregenden Kampfe verhaftet worden. Seine Anhaltung hat großes Aufsehen erregt, da ihr eine wilde Jagd vorausgegangen war. Zwei Polizeiagenten und zwei Soldaten der Militärpolizei Hietzing waren am 6. d. früh auf der Suche nach dem gleichfalls sehr berüchtigten Einbrecher Kerschbaum, der gleichfalls wiederholt entsprungen ist und ein Diebsgenosse Breitwiesers ist. Sie trafen beim Hause Dreyhausenstraße Nr. 40 statt des Kerschbaum den so eifrig gesuchten Breitwieser an, der auf Kerschbaum wartete. Kaum hatte Breitwieser aus der Ferne gesehen, daß man sich ihm nähere, als er sofort die Flucht ergriff und sich gegen die Schrebergärten am Ameisbach wendete. Er hatte gleich bei den ersten Schritten seinen Revolver gezogen und lief, die Waffe in der Hand, so schnell, als ihn seine Füße trugen. Ein Polizeiagent und ein Korporal der Militärpolizei liefen ihm nach; auch sie hatten die Revolver gezogen. Alsbald fielen Schüsse. Der Flüchtige schoß, sich umwendend, auf seine Verfolger und diese wieder auf den Verbrecher. In der Lützowgasse stellte sich dem Uebeltäter ein Sicherheitswachmann, der durch die Schießerei aufmerksam geworden war, in den Weg; doch Breitwieser schoß auch auf ihn uud floh weiter. Die Verfolgung erstreckte sich bis zum Erzherzog Rainer-Landwehrspital. Der Postenkommandant des berittenen Stallpostens der Sicherheitswache Schmelz Inspektor Rieß stand, als sich die Vorfälle abspielten, im Ameisbachtal und sah von einer Anhöhe einen laufenden Mann, dem ein Zivilist und ein Soldat folgten. Zugleich hörte er Schüsse. Inspektor Rieß ritt im schärfsten Galopp heran. Als er näher kam, rief man ihm zu, daß der Verfolgte Breitwieser sei. Der Verbrecher hatte einen Vorsprung von gut 200 Schritten. Inspektor Rieß jagte im Galopp weiter und zog während des Rittes auch seinen Revolver. Die Entfernung verminderte sich immer mehr und schließlich war Rieß dem Manne auf etwa fünfzehn Schritte nahegekommen. Breitwieser, der durch den Lauf erschöpft war, blieb stehen und Inspektor Rieß rief ihm zu, er solle den Revolver wegwerfen. Zugleich zielte Rieß gegen den Stehenden. Breitwieser gab das Spiel schon verloren und rief, er werde nicht mehr schießen. Tatsächlich warf er auch die Waffe zu Boden und Inspektor Rieß forderte ihn nun auf, die Hände hochzuheben. Er und Breitwieser standen nun einander gegenüber, der Inspektor immer mit vorgehaltenem Revolver. Er hielt den Verbrecher so lange in Schach, bis die beiden anderen Verfolger herangekommen waren und sich des Mannes versichert hatten. Breitwieser hatte die Hände hochgehoben. Das furchtlose Eingreifen des Inspektors Rieß hat wesentlich zur Festnahme des gefährlichen Verbrechers beigetragen. Die Waffe, die Breitwieser weggeworfen, ist ein großer Steyrer Armeerevolver System 1917. Aus dem Revolver waren drei Schüsse abgegeben. Eine Patrone zeigte einen Versager und fünf Schüsse steckten noch im Laufe. In der Tasche hatte Breitwieser noch ein Magazin mit acht Patronen. Außerdem hatte Breitwieser in der Tasche einen Kriminalroman mit dem Titel: „Von kleinen und großen Spitzbuben.“ Er wurde dem Sicherheitsbüro übergeben und dort einem ersten kurzen Verhör unterzogen.

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