Der Einbrecher Johann Breitwieser verhaftet.
Transkription: Michael Menedetter
Der berüchtigte Einbrecher Johann Breitwieser, auf dessen Verhaftung erst jüngst eine Prämie von 1000 Kronen ausgesetzt worden ist, ist gestern vormittag auf der Schmelz von Polizeiagenten verhaftet worden, wobei es wieder zu einer argen Revolverschießerei kam, die glücklicherweise ohne Blutvergießen vorüberging. Der Name Breitwieser reiht sich würdig den Namen berüchtigter Räubertypen an. Von Jugend an bis in den Grund verdorben, hat Breitwieser im Laufe der Jahre Werte von mehr als einer Viertelmillion zusammengestohlen. Als er nach langen Mühen einmal verhaftet wurde, spielte er den „wilden Mann“ und wurde tatsächlich als geisteskrank nach dem Steinhof gebracht, entkam aber am 17. Juli 1917. Länger als zwei Monate trieb er sich herum und verübte neuerdings Einbrüche mit dem in der vorigen Woche verhafteten Leopold Kutschera und dem gleichfalls berüchtigten Wenzel Kopecky. Wiederholt wurde er verhaftet, aber jedesmal gelang es ihm, zu entspringen. Seit August mehrmals von Polizisten angehalten, entzog er sich jedesmal der Festnehmung durch Revolverschüsse. Es hat einigemal förmliche Revolverkämpfe mit ihm gegeben. Jedesmal entkam er. Am Karsamstag hatte die Suche nach ihm zu der Schießerei in dem Cafe Fleischhacker in der Praterstraße Anlaß geboten, bei dem drei Personen durch Schüsse verletzt wurden. Breitwieser hatte gestern in dem Hause Dreyhausenstraße Nr. 40 geweilt und wurde, als er das Haus verließ, von einem Polizeiagenten und einem Korporal der Militärpolizei bemerkt und sogleich verfolgt. Der gefährliche Verbrecher lief davon, zog aber fliehend seinen Revolver und gab mehrere Schüsse gegen den Polizeiagenten und den Korporal ab. Auch zwei Wachleute hatten sich der Verfolgung angeschlossen. Auch auf sie schoß der Mann. Er traf aber keinen Menschen. Auch die Verfolger hatten ihre Waffen gezogen und schossen nach ihm; sie trafen ihn aber auch nicht. Beim Erzherzog Rainer-Landwehrspital wurde Breitwieser schließlich eingeholt, überwältigt und trotz grimmiger Gegenwehr entwaffnet. Unter starker Bewachung wurde der Mann zunächst zum Polizeikommissariat Schmelz gebracht. Dort wurde der Verbrecher einem Verhör unterzogen und sodann unter Anwendung aller Vorsichtsmaßregeln dem Sicherheitsbüro überstellt.