Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Ein angeschossener Polizeiagent.

Arbeiterzeitung, 9. März 1918, Seite 6
Transkription: Michael Menedetter

Bei einer Begegnung mit dem berüchtigten Ein- und Ausbrecher Johann Breitwieser ist gestern abend ein Polizeiagent schwer verletzt worden. Breitwieser, ein Markthelfer und Freund des berüchtigten Verbrecherpaares Kutschera, ist am 17. Juli 1917 aus Steinhof entsprungen. Seither hatte er wiederholt Begegnungen mit Polizeiorganen, und jedesmal hat es einen harten Kampf mit dem Manne abgesetzt, bei dem Breitwieser von der Waffe Gebrauch machte. Am 27. September 1917 wurde er im Hotel Bauer in der Graumanngasse von dem Polizeiagenteninspektor Belt betreten. Er schoß auf ihn und Wachmann Fiala mehrmals, ohne sie zu treffen. Am 26. Oktober 1917 wurde er in der Hollergasse verhaftet. Man wies ihm und seinen Spießgesellen eine große Anzahl Einbrüche mit einem 100.0000 Kronen weit übersteigenden Schaden nach. Am 25. November 1917 vermochte er zu entkommen. Seither wurde er unaufhörlich gesucht. Am 26. Jänner d.J. schoß er bei einer Begegnung auf den Sicherheitswachmann Ferdinand Salomon. Am 13. Februar hielt ihn und einen zweiten Verbrecher, wahrscheinlich den wegen Mordes verfolgten Leopold Kutschera, der Zugsführer der Militärpolizeiabteilung in Meidling Ernst Pfaff am Abend in der Hohenberggasse an. Einer der beiden gab auf Pfaff zwei Revolverschüsse ab, ohne ihn zu treffen. Breitwieser und sein Begleiter entkamen damals wieder. Gestern abend ist eine Streifpatrouille, die aus mehreren Polizeiagenten bestand, in das Gasthaus Mollardgasse Nr. 67 gekommen, um nach ihm zu fahnden. Tatsächlich weilte Breitwieser im Gasthause. Kaum hatte er die Polizeiagenten erblickt, als er seinen immer bereit gehaltenen Revolver zog und auf die Amtsorgane drei Schüsse abgab. Eine Kugel traf den 34jährigen Polizeiagenten Josef Gunacker am rechten Oberarm und verletzte ihn schwer. Breitwieser hielt mit dem Revolver seine Verfolger in Schach und entkam auf die Straße. Trotz eifrigster Verfolgung entkam er angeblich in das Wienflußbett. Auch der Polizeiagent Gunacker hat auf Breitwieser mehrmals geschossen und dieser dürfte getroffen worden sein, Breitwieser hatte bei der Begegnung Rucksack und Wickelgamaschen. Der Rucksack, der Einbruchswerkzeuge enthielt, dürfte in einem Kiosk bei der Nevillebrücke versteckt worden sein, Gunacker wurde von der Rettungsgesellschaft in das Sophienspital gebracht.

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