Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Ein beklagenswerter polizeilicher Mißgriff.

Tages-Post (Linz), 3. April 1918, Seite 4
Transkription: Michael Menedetter

Wien, 2. April. Die seit längerer Zeit gepflogenen Nachforschungen der Polizei nach dem gefährlichen Ein- und Ausbrecher Breitwieser führten am Samstag abends dazu, daß drei vollkommen unschuldige Menschen schwer zu Schaden kamen. Dem Polizeiagenten Karl Reisig war gemeldet worden, der verfolgte Johann Breitwieser sitze im Cafe Fleischhacker in der Praterstraße. Polizisten wurden daher ins Kaffeehaus entsendet. Dort saßen ein Soldat, ein Zivilist und ein dritter Mann, der in reichsdeutscher Uniform war. Dieser Mann hatte große Ähnlichkeit mit Breitwieser. Die Wachmänner (Militärpolizisten) riefen: „Hände hoch!“ Da sprang der deutsche Soldat auf, steckte die Hände unter den Tisch, so daß es auf die Amtsorgane den Eindruck machte, daß er eine Waffe verberge. Wachmann Zaplatilek vermeinte, er müsse einem Revolverangriff zuvorkommen und gab drei Schüsse ab. Das erste Projektil streifte den deutschen Soldaten nur am Ohr, das zweite aber traf ihn in die Brust. Der Verletzte sank unter den Tisch. Der Kommandant der Militärpolizei-Abteilung glaubte, der Mann wolle unter dem Tisch hervorschießen und feuerte gegen ihn, traf aber den österreichischen Soldaten, der am Unterleib verletzt wurde. Als während dieser Szene ein Wachmann den Zivilisten aufforderte, die Hände hochzuhalten, griff der Mann mit der linken Hand in die Tasche seines Beinkleides. Durch diese Bewegung wurde der Verdacht gewaltsamer Gegenwehr geweckt und der Wachmann gab einen Revolverschuß ab. Er traf den Mann am linken Unterarm. Der reichsdutsche Soldat, der Obergefreite Johann Grübler, zugeteilt der Fliegerabteilung in Fischamend, ist minder schwer verletzt; ernster betroffen ist der Infanterist des 4. Inf.-Reg. Josef Rosenfeld. Der Zivilist, der Agent Wilhelm Singer, ist leicht verletzt.

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