Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Der gefährliche Einbrecher Johann Breitwieser in Wien verhaftet.

Er gab wieder sechs Revolverschüsse ab.

Neuigkeits-Welt-Blatt, 7. April 1918, Seite 6
Transkription: Michael Menedetter

Eine Nachricht, die nicht verfehlen wird, im Wiener Publikum das Gefühl vollster Berfriedigung hervorzurufen, erhalten wir aus dem Gebietsteil Breitensee des 13. Bezirkes.

Dort wurde, und zwar beim Rainerspital nächst der Gummifabrik, heute vormittags der vielgesuchte Ein- und Ausbrecher Johann Breitwieser nach hartem Kampf, in dem der Revolver des Verbrechers wieder eine Rolle spielte, verhaftet und dann dem Polizeikommissariat Schmelz überstellt.

Um den nun in Gewahrsam befindlichen Gewalttäter, der 27 Jahre zählt und wegen Mordversuchs, Einbruchsdiebstahl und Desertion in militärgerichtlicher Untersuchung steht, hat sich bereits ein trauriger Sagenkreis gebildet. Seinen wiederholten Anhaltungen durch Wachorgane wußte er sich immer wieder durch Revolverschüsse zu entziehen, von denen einige auch Polizeileute trafen und verletzten. Die Tatsache, daß er von der Sicherheitsbehörde nicht faßbar schien, führte dazu, daß er bald hier bald dort in Wien gesehen worden sein sollte, während es wirklich nicht Breitwieser war.

Schließlich hatte die Polizeidirektion auf seine Verhaftung eine Belohnung bis zu 1000 K ausgesetzt.

Vor dem Verbrechernest in der Dreyhausenstrasse.

Über die Verhaftung erfahren wir folgende Einzelheiten: Den Detektives, die mit der Eruierung Breitwiesers betraut waren, wurde gestern bekannt, daß bei der früher unter sittenpolizeilicher Kontrolle standenen Amalie Kauzner Dreyhausenstraße 40, wo die Einbrecher König und Kerschbaum verkehrten, auch Breitwieser sich aufzuhalten pflege. Das Haus wurde von Detektives und dem Korporal Zeißler der Militärpolizei in Beobachtung genommen.

Heute vormittags nach 9 Uhr zeigte sich Breitwieser. Als die Polizeiorgane sich ihm näherten, lief er in der Richtung zur Gummifabrik davon. Nun gab es eine aufregende Jagd nach dem flüchtenden Verbrecher, der mehrere Revolverschüsse abgab, ohne zu treffen.

„Hände hoch!“

Der berittene Wachinspektor Hieß, der im Galopp den Breitwieser verfolgt hatte, holte ihn zuerst ein. Er zielte mit dem Dienstrevolver auf Breitwieser und rief ihm zu: „Halt, Hände hoch!“ Breitwieser, der keinen Schuß mehr in der eigenen Waffe hatte, ließ seinen Revolver zu Boden fallen und sich dann vom Detektive Pfleger fesseln.

Unter starker Bewachung erfolgte die Eskortierung zum ziemlich entfernten Kommessariat in der Tannengasse. Bei seiner Leibesvisitation wurde ein Fahrschein der Elektrischen gefunden, der die Markierung „Mauer“ von gestern trug.

Die 1000-Kronen-Prämie.

Um die endliche Unschädlichmachung des gefährlichen Einbrechers, der im Laufe der Jahre mehr als eine Viertelmillion K zusammen gestohlen hat und erst in der allerletzten Zeit an mehreren größeren Einbrüchen mit einer 150.000 K übersteigenden Schadenssumme beteiligt war, haben sich besonders Inspektor Inquart und die Polizeiagenten Rauchengschwandter, Amon, Pfleger und Schlöbeck verdient gemacht, die wohl auch den Anspruch auf die von der Polizeidirektion aus- gesetzte Prämie von 1000 K haben dürften.

Die Verhaftung zweier Komplicen Breitwiesers.

In Breitensee ist es schon gestern nachmittags zu einem Revolverkampf zwischen zwei Polizeiagenten und einem der Komplicen Breitwiesers, dem aus militärgerichtlicher Haft entsprungenen 31jährigen Hilfsarbeiter Rudolf König gekommen. Der Mann, der ein gefährlicher Einbrecher ist, hat schwere Straftaten auf dem Gewissen und wurde vom Militärgericht zum Tod verurteilt. Auf bisher unaufgeklärte Art ist es König am 1. v. M. gelungen, aus dem Militärarrest zu entkommen. Polizeiagenten sahen ihn gestern in der Nähe der Gummifabrik. Einer der Polizeiagenten, dem die Gefährlichkeit des Mannes kein Geheimnis war, zog, ehe er seine Verhaftung vornahm, den Revolver. König hatte auch einen Revolver bei sich und wollte, als er seine Freiheit bedroht sah, von der Schußwaffe Gebrauch machen; allein der Polizeiagent kam ihm zuvor und gab einen Schuß ab, der König am linken Oberschenkel traf. Der Mann brach zusammen, wurde verhaftet und ins Garnisonsspital gebracht. König hat seit seiner Entweichung und schon vorher einer Bande berüchtigter Einbrecher angehört, die auch den gefährlichen Banditen Johann Breitwieser, den Einbrecher Franz Vesely, 39 Jahre alt, und den berüchtigten Verbrecher Moritz Kerschbaum zu ihren Mitgliedern zählt, angehört. Auch Vesely, der sich in Gesellschaft des König befunden hat und im Hause Dreyhausenstraße 40 wohnte, wurde verhaftet. Desgleichen wurden die Unterstandsgeberin des König, die 39jährige Amalia Kautz und die 22jährige Adolfine Reininger in Verwahrungshaft genommen.

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