Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Verhaftung des Einbrechers Breitwieser.

Fremden-Blatt, 6. April 1918, Seite 14
Transkription: Michael Menedetter

Heute vormittags wurde der gefürchtete Einbrecher Johann Breitwieser, auf dessen Ergreifung die Polizei erst vor wenigen Tagen eine Belohnung von tausend Kronen ausgesetzt hatte, in Breitensee festgenommen. Wie in anderen Fällen, in denen seine Ergreifung durchgeführt werden sollte, hat sich der berüchtigte Verbrecher auch diesmal mit der Waffe in der Hand den Amtsorganen entgegengestellt und eine Anzahl von Revolverschüssen abgegeben, die aber sämtlich fehlgingen. Auch die Wache machte von der Schußwaffe Gebrauch, ohne zu treffen. Mit der Verhaftung Breitwiesers, der immer mehr zum Schrecken der äußeren Bezirke wurde, ist einer der gefährlichsten Verbrecher, die gegenwärtig in Wien ihr Unwesen treiben, hoffentlich für lange Zeit unschädlich gemacht.

Ein Berichterstatter meldet uns: Heute gegen halb 10 Uhr vormittags spielten sich hinter der Gummifabrik in Breitensee höchst aufregende Szenen ab. Der langgesuchte Einbrecher Johann Breitwieser, um den sich schon ein ganzer Sagenkreis gebildet hat, wurde endlich verhaftet, wobei sowohl Sicherheitswachleute, die gegen ihn vorgingen, wie er selbst Revolverschüsse - man spricht von 60 - abgaben.

Die Ergreifung Breitwiesers erfolgte durch eine Patrouille von zwei Sicherheitswachmännern, einem berittenen Wachmann und einem Detektiv. Als Breitwieser erkannt wurde, suchte er in der Richtung gegen das Rainerspital zu entfliehen. Der berittene Wachmann folgte ihm eilends. Breitwieser hatte zwei Revolver bei sich und gab aus einer Entfernung von sechs Schritten sowohl gegen den berittenen Wachmann als gegen das Pferd Schüsse ab, ohne zu treffen. Da ein Wagen vorbei kam, der Breitwieser den Weg versperrte, konnte er die Flucht nicht fortsetzen und wurde von demselben niedergestoßen. In diesem Augenblick wurde er ergriffen und gefesselt. Die Leute, die von allen Seiten herbeigeeilt waren, versuchten Breitwieser zu lynchen. Nur mit Mühe konnten die Wachorgane ihn fortführen.

Von anderer Seite wird uns gemeldet: Die Verhaftung Breitwiesers, der in der Dreihausenstraße einer Patrouille von Sicherheitswachmännern des Kommissariates Schmelz begegnete, ist vor allem dem Umstande zu danken, daß der Polizeimannschaft auch ein Berittener angehörte. Breitwieser versuchte gegen das Rainerspital zu fliehen, der Wachmann zu Pferd blieb ihm aber auf den Fersen und ließ sich auch durch die Schüsse, die der Verbrecher immer wieder nach rückwärts sandte, nicht abschrecken. Dann versagte plötzlich die Waffe Breitwiesers, und bevor er noch einen anderen Revolver aus der Tasche holen konnte, hatten ihn die Wachleute gepackt und zu Boden geworfen. Unter ungeheurem Aufsehen wurde er zum Polizeikomissariate Schmelz transportiert und dort in den Arrest interniert. Bekanntlich ist Breitwieser wiederholt aus dem Arreste entsprungen. Es wurden daher alle Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um ihm diesmal eine Flucht unmöglich zu machen.

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