Johann Breitwieser Breitwieser-Schani

Ein angeschossener Polizeiagent.

Deutsches Volksblatt, 9. März 1918, Seite 5
Transkription: Otto Kromer

Bei einer Begegnung mit dem berüchtigten Ein- und Ausbrecher Johann Breitwieser ist gestern abends wieder ein Polizeiagent angeschossen und schwer verletzt worden. Breitwieser, ein Markthelfer und intimer Freund des berüchtigten Verbrecherpaares Kutschera, ist am 17. Juli v.J. aus Steinhof entsprungen. Seither hatte er wiederholt Begegnungen mit Polizeiorganen und jedesmal hat es einen harten Kampf mit dem Mann abgesetzt, bei dem Breitwieser von der Waffe Gebrauch machte. Am 27. September v.J. wurde er im Hotel Bauer in der Graumanngasse von dem Polizeiagenteninspektor Bolt betreten. Er schoß auf ihn und Wachmann Fiala mehrmals, ohne sie zu treffen. Am 26. Oktober v.J. wurde er in der Hollergasse verhaftet. Man wies ihm und seinen Spießgesellen eine große Anzahl Einbrüche mit einem 100.000 K. weit übersteigenden Schaden nach. Am 25. November v.J. vermochte er zu entkommen. Seither wurde er unaufhörlich gesucht und seinetwegen wurden schon wiederholt Streifungen unternommen. Am 26. Jänner d.J. schoß er bei einer Begegnung auf den Sicherheitswachmann Ferdinand Salamon.

Am 13. v.M. hielt ihn und einen weiteren Verbrecher, wahrscheinlich den wegen Mordes verfolgten Leopold Kutschera, der Zugsführer der Militärpolizeiabteilung in Meidling Ernst Pfaff am Abend in der Hohenbergasse an. Einer der beiden gab auf Pfaff zwei Revolverschüsse ab, ohne ihn zu treffen. Breitenwieser und sein Begleiter entkamen damals wieder.

Gestern gegen 6 Uhr abends ist eine Streifpatroille, die aus mehreren Polizeiagenten bestand, in das Gasthaus Mollardgasse 67 gekommen, um nach ihm zu fahnden. Tatsächlich weilte Breitwieser im Gasthause. Kaum hatte er die Polizeiagenten erblickt, als er seinen immer bereitgehaltenen Revolver zog und auf die Amtsorgane drei Schüsse abgab. Eine Kugel traf den 34jährigen Polizeiagenten Josef Gunacker, 12. Bez., Sieberthgasse 37 wohnhaft, am rechten Oberarme und verletzte ihn schwer. Breitwieser hielt mit dem Revolver seine Verfolger in Schach und entkam auf die Straße. Trotz eifrigster Verfolgung entkam er angeblich in das Wienflußbett. Polizeiagent Gunacker wurde von der Filiale der Rettungsgesellschaft verbunden und in das Sophienspital gebracht.

Auch der Polizeiagent Gunacker hat auf Breitwieser mehrmals geschossen, und er dürfte durch Schüsse getroffen worden sein. Breitwieser hatte bei der Begegnung Rucksack und Wickelgamaschen. Der Rucksack, der Einbruchswerkzeuge enthielt, dürfte in einem Kiosk bei der Nevillebrücke versteckt worden sein.

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